Es war für Liverpool noch nie einfach in der Champions-League nach Neapel zu müssen. Selbst zu ihrer besten Zeit verloren sie dort regelmäßig, meist in engen, für beide Teams schwierigen Spielen. Am Mittwoch jedoch spazierte der SSC Neapel einfach durch das Spiel und brauchte gerade einmal 45 Minuten, um vier Tore zu erzielen, dank Piotr Zielinski (5. Minute Elfmeter, 47. Minute), Andre Zambo Anguissa (31. Minute) und Giovani Simeone (44. Minute), bevor die Gäste endlich eine Art Antwort durch Luis Diaz (49. Minute) gaben. Sie hatten sogar das Glück, dass Victor Osimhen von Alisson Becker nach dem von Zielinski geschossenen Elfmeter gerettet wurde, ohne dass Konsequenzen für sein Team entstanden.
Es gibt keinen wirklichen Grund, über die Elfmeter zu diskutieren. Der erste wurde sofort gegeben, der zweite nach einer VAR- Intervention, und beide waren zu 100% korrekt, genau wie fast alle anderen im Spiel. Schiedsrichter Carlos del Cerro und seine Assistenten haben einen guten Job gemacht.
Neapel macht es richtig
In letzter Zeit gab es viel Gesprächsstoff über die schlechte Form von Liverpool, und zu Recht, aber wenn man sich nur auf diese konzentriert, während man über dieses Spiel nachdenkt, wäre das respektlos gegenüber der Qualität von Neapel. Die italienische Seite ist kein Zuckerschlecken für jeden, da sie auch dieses Jahr ungeschlagen bleibt.
In diesem Team gibt es viel Talent, wenn man einzelne Spieler betrachtet. Außenstürmer Khvicha Kvaratskelia und Osimhen fallen natürlich sofort auf und sie zeigten dem gesamten Arsenal an Waffen gegen die Merseysider, und der Rest des Teams ist nicht weit dahinter.
Trotzdem war das Erste, was während des Spiels auffiel, wie organisiert sie waren. Für jeden war es offensichtlich, dass sie die Gegner genau studiert und spezielle Wege gefunden hatten, sie zu verletzen, und ihre Bemühungen haben sich mehr als gelohnt.
Liverpool spielt immer mit einer hohen Abwehrlinie. Ihre Verteidiger haben die notwendige Qualität und Erfahrung, um mit jeder Situation fertig zu werden, und das Setup basiert stark darauf, dass sie dies tun. Dies hält in der Regel die Gegner fern von Alissons Tor und verkürzt die Zeit, die benötigt wird, um den Ball in die gegnerischen Strafraum zu bringen.
Aber Neapel war bereit dafür. Fast jedes Mal, wenn sie die Gäste verletzten, war das Ergebnis einer einfachen Abseitsfalle, die durch kluge und einstudierte Bewegungen zwischen Osimhen (und später Simeone) auf der einen und Kvaratskhelia, Zielinski und Matteo Politano auf der anderen Seite gebrochen wurde.
Der Stürmer wartete einfach hinter der Liverpooler Abwehrlinie, als würde er auf einen Pass in die Tiefe warten. Und wenn die Liverpooler Abwehrlinie vorrückte, um die Abseitsposition zu schaffen, blieb er einfach stehen, während einer der anderen drei Angreifer plötzlich nach dem Ball griff. Die Mittelfeldspieler von Liverpool machten kaum einen Versuch, das Zuspiel zu verhindern. Immer wieder versagten die Gäste, diesen Trick vorherzusehen, und zahlten dafür einen hohen Preis.
Auf der anderen Seite war das Verteidigen von Neapel ziemlich gut. Nicht großartig, aber gut. Hätte Liverpool besser gespielt, hätten sie Alex Meret wahrscheinlich öfter in Gefahr bringen können. Aber um mit diesem Liverpool-Team, das völlig aus der Form ist, entweder kreativ oder ideenreich im Angriff und im Mittelfeld während des gesamten Spiels, klarzukommen, reichte es aus.
Alles in allem wird Luciano Spaletti mit der Art und Weise, wie seine Spieler seine taktischen Ideen während des gesamten Spiels ausgeführt haben, sowie mit dem Ausgang des Spiels sehr zufrieden gewesen sein. Die einzige Sorge im Hinblick auf die bevorstehenden Spiele ist die Verletzung, die den Cheftrainer dazu gezwungen hat, Osimhen durch Simeone in der 41. Minute zu ersetzen.
Liverpool fehlt die Mittelfeldkontrolle
Dieses Spiel wurde offensichtlich in der ersten Halbzeit entschieden, und in diesem Zeitraum versagte das Mittelfeld von Jürgen Klopp vollkommen. Wie ihr ehemaliger Verteidiger Jamie Carragher richtig bemerkte, gab es keinen Schutz für ihre Abwehrreihe. Die Pässe, die die Angreifer in die Chance schicken sollten, wurden meist von den Außenverteidigern gespielt, die sich einengten, um sie auszuführen, und leicht von den Neapel-Spielern zu lesen, die sie regelmäßig abfingen.
Harvey Elliott war wahrscheinlich der einzige Mitglied der Trio, das er mit Fabinho und James Milner bildete, der sich nicht schämte, aber immer die defensive Verantwortung sowie den Wunsch zeigte, auf dem Platz etwas zu bewirken. Der 19-Jährige ist offensichtlich noch zu jung, um die Hauptantriebskraft des Teams in einem Spiel dieser Bedeutung zu sein.
Der Blick nach Vorne
Zufrieden mit der Arbeit des Abends wird Neapel sich nun den inneren Angelegenheiten zuwenden, nachdem es seine Chancen auf einen Platz im Achtelfinale des UEFA-Elitewettbewerbs stark erhöht hat. Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber Liverpool zu Beginn der Saison so umfassend zu schlagen, wird einen enormen Schub geben.
Am Samstag wird Spallettis Team Spezia im Maradona empfangen, und nach allem, was wir in der vorherigen Runde der Serie A gegen Liverpool sowie gegen Lazio in Rom gesehen haben, sollte ein Sieg nicht wirklich in Frage kommen und Neapel sollte brechen zumindest für 24 Stunden an der Tabellenspitze, bevor der aktuelle Spitzenreiter Atalanta gegen Cremonese antritt.
Liverpool heißt die Wolverhampton Wanderers in Anfield willkommen, und es scheint, dass sie in diesem Spiel gegen einen alten Feind kämpfen könnten. Der frühere Chelsea-Stürmer Diego Costa ist auf dem Weg zurück in die Premier League, und Wolves wird voraussichtlich noch heute (Donnerstag) die Verpflichtung des 33-jährigen Free Agent bestätigen.
Aber die Liverpooler freuen sich wahrscheinlich nicht auf ihr nächstes Spiel, angesichts der Menge an Problemen, die sie bis dahin lösen müssen, wenn sie ein weiteres enttäuschendes Ergebnis vermeiden wollen. Mit Thiago, der jetzt voll zurück ist, werden sie wahrscheinlich von Anfang an viel besser aussehen, aber angesichts seiner Verletzungsbilanz muss Klopp einen Weg finden, seine Mannschaft auch ohne den ehemaligen Spielmacher von Bayern München zum Laufen zu bringen.
